versöhnliche Worte zu Marc Marquez

Marc Marquez ist Weltmeister und das völlig verdient. Ich war und bin kein Fan von ihm. Aber was er diese Saison abgeliefert hat, war eine Klasse für sich. Am letzten Sonntag, dem 28.9., war das Rennen in Japan, und es war klar, dass Marc Marquez Weltmeister werden könnte, falls er genug Abstand zu seinem Verfolger und Bruder Alex haben sollte. Leider habe ich das Rennen verpasst und wusste am Sonntagnachmittag, durch Instagram, dass Marc Marquez bereits fünf Rennen vor Saisonende Weltmeister ist. Aber es gab noch etwas anderes erfreuliches: Beide Rennen, den Sprint und das Hauptrennen, gewann Francesco Bagnaia, welch eine Freude.

Dies war Grund genug für mich, das Sonntagsrennen am Montag nachzuschauen. Das Rennen selbst war nach anfänglichen Zweikämpfen eher unspektakulär, außer dass Bagnaia mit ungewohnter Konstanz auf dem ersten Platz fuhr.

Dann war das Rennen zu Ende. Da der Bruder und direkte WM-Verfolger Alex Marquez weit genug entfernt war, war nun Marc Marquez definitiv Weltmeister. Mit der Ziellinienüberfahrt begannen die Freudenschreie von Marc, die bis in das heimische Wohnzimmer hörbar und emotional spürbar waren. Einer nach dem anderen der restlichen Fahrer fuhr vorbei, um ihm zu gratulieren. Währenddessen wurde ein roter Teppich ausgerollt, am Ende des roten Teppichs stand ein großer Bildschirm. Bevor Marc dort ankam, wurde er nochmals von seinem Bruder emotional gedrückt. Vor dem großen Bildschirm, auf dem roten Teppich angekommen, konnte er seine Emotionen nicht mehr zurückhalten, die eine oder andere Träne kullerte über seine Backen. Als das Video mit einem Karriererückblick startete, wurde auch ich als Rossifan etwas emotional.

2019 war er das letzte Mal mit Honda Weltmeister. 2020 kam der heftige Sturz in Jerez, in Kurve 3. Er blieb bei Honda, fand aber nicht mehr zurück zur alten Leistung. 2021 fuhr er auf den 14., 2022 auf den 13. und 2023 wieder auf den 14. Schlussrang. Nach der Saison 2023 wechselte er vom Honda-Werksteam zum Kundenteam Gresini, das auf Ducatis fährt. Dies war Marc Marquez' Befreiungsschlag, und er beendete die Saison gleich auf Platz 3. Auf diese Saison durfte er ins Ducati-Werksteam wechseln, und nun ist er Weltmeister.

Ja, man muss ihn nicht mögen. Ich hatte und habe noch heute Mühe damit, aber wenn man die letzten fünf Jahre ansieht, gibt es nichts, was seine Leistung schmälern würde. Und genau das wurde mir bewusst, als ich diese Bilder auf dem riesigen Screen und Marc Marquez' Emotionen sah. Es ging so weit, dass ich als überzeugter Italien- und Rossi-Fan, mich mit ihm mitfreute und doch auch etwas emotional wurde.

Dass er in dieser Saison verdient frühzeitig Weltmeister wurde, beweisen folgende Zahlen: Von 32 Sprint- und Hauptrennen stand er 26-mal auf Platz 1, 4-mal auf Platz 2 und in den restlichen 2 Rennen fiel er aus. Das Ganze noch in einer, in der Vergangenheit, nicht immer vorhandenen, sozialen Fahrweise.

Ist jetzt die Saison gelaufen? Ich sage nein. Auch bisher konzentrierte ich mich auf die Plätze hinter dem Gewinner, und da geht einiges ab. Natürlich fahren da die anderen Ducati-Fahrer, aber zum Beispiel Bezzecchi aus dem Aprilia-Werksteam macht ihnen regelmäßig das Leben schwer. Die KTM-Fahrer sind regelmäßig in Rufnähe. Auch Yamaha klopft immer wieder vorne an, und sogar Honda hat sich nach einer längeren Durststrecke wieder etwas erholt. Also genießt den Rest der Saison, und wer weiß, vielleicht ist nun Bagnaia, der Teamkollege von Marc Marquez, zurück in alter Form.




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