Was ist Enduristan?

An der EICMA, einer der grössten Motorradmessen in Europa, habe ich Stefano und die Marke Enduristan kennengelernt. Für das Gepäck auf Reisen gibt es zwei Lösungen, entweder man verwendet Koffern oder Softgepäck/ Taschen. Enduristan ist ein Anbieter für diese Taschen. Da in meinem Leben die nächste Reise nie weit weg ist, war ich an diesem Produkt sehr interessiert. Um noch mehr erfahren zu können fuhr ich letzte Woche mit Stefano ins Hauptquartier von Enduristan, nach Seuzach, um dort mit dem Gründer und CEO, David Jenny, über die Marke Enduristan zu sprechen. Was Enduristan ist, warum man sich für die Marke entscheiden soll und wie viel Schweiz darin enthalten ist, das erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

Wer bist du?
Ich bin David, ich habe vor 16 Jahren zusammen mit meiner Frau und einem Kollegen diese Firma Enduristan gegründet. Ausserhalb von Enduristan, bin ich immer noch mit Isabel verheiratet und wir haben zwei Töchter.

Was/Wer ist Enduristan?
Enduristan ist eine Marke. Ich greife gerade etwas vor, wie es dazu kam. Meine Frau und ich waren mit dem Motorrad in Australien unterwegs, insgesamt dreimal. Als Motorrad hatten wir zwei KTM 640 Adventures. Wir waren oft auch Offroad unterwegs und hatte währen diesen Reisen immer Probleme mit dem Gepäck. Wir hatten einen Tankrucksack von einem bekannten Hersteller aus Deutschland, bei dem dauernd die Riemen abrissen und die Reisverschlüsse kaputtgingen. Die Satteltaschen waren von einem anderen Hersteller, bei welchen wir mit reparieren, bald sehr viel Erfahrung hatten. Es waren Nieten ausgerissen, welche wir M6 Schrauben und grossen Unterlagscheiben ersetzten. Am Lagerfeuer abends wurden dann die oberen Riemen wieder angenäht. Irgendwann hatten wir dann das Gefühl, dass kann es doch nicht sein, es muss besseres Motorradgepäck für Reiseenduros geben. Ich muss von Softgepäck sprechen, denn damals war klar, wenn man auf Reisen geht, dann fährt man mit Koffern. Für uns war klar wir fahren mit Softgepäck und waren mit dem damaligen Material nicht zufrieden. Wir hatten gedacht, völlig naiv, dass es doch ganz einfach sei besseres Material zu machen. So mieteten wir an einem regnerischen, kalten Tag, an der Südküste von Australien, einen Wohnwagen und begannen mit Skizzen für einen super Tankrucksack und super Satteltaschen. Wir hatten damals den Aufwand für ein reales Produkt zu fertigen völlig unterschätzt. Meine Frau dachte damals, dass es bei diesen Ideen bleibt, aber ich habe dies natürlich ernst gemeint. So motivierte ich, ein Jahr darauf, einen Kollegen aus dem Swiss KTM Adventure Club, den Christoph und wir gründeten zusammen Enduristan.

Was bedeutet der Name Enduristan?
Wir gründeten die Firma 2008. 5 Jahr nach dem 32 Reisende auf Motorrädern und in Autos in der Sahara, in Algerien entführt und Monate lange festgehalten wurden. Dann war die Sahara vorerst mal nicht mehr das Thema. Was bis zu diesem Moment der grosse Traum aller Reiseenduristen war. So orientierten sich die Menschen langsam zu den ehemaligen Sowjetrepubliken: Kasachstan, Tadschikistan, Turkmenistan, usw.. Das wurden die neuen Traumziele und daraus entstand Enduristan. Stan heisst: «Das Land der…». Pakistan, das Land der Pakistani und Enduristan ist im Prinzip ein Traumland, das Land der Enduristen.

Was kann man erwarten, wenn man sich für die Marke Enduristan entscheidet?
Es sind drei Sachen.

  1. Die Robustheit, welche man beim Reisendurofahren benötigt. Das Material muss einfach halten und einfach reparierbar sein. Über die Jahre mussten wir realisieren, dass es die Tasche, die bei einem schweren Sturz niemals kaputt geht, nicht gibt und vermutlich nie geben wird. Deshalb setzen wir den Fokus auch auf Reparierbarkeit.
  2. Das Material ist immer wasserdicht. Und zwar ohne eine zusätzliche Haube die noch über dem Tankrucksack montiert werden muss oder Satteltaschen mit Wasserdichten Innentaschen.
  3. Unser Material ist leicht. Das ist sehr wichtig, weil im Moment beobachten wir, dass es Softgepäcktaschen gibt, die schwerer sind wie Alukoffern. Das sind enorme Materialien, mit vielen Lagen übereinander. Es wird von Sieben Lagen gesprochen zum Schutz von deinem Produkt. So hat man am Schluss eine Tasche die schwerer ist wie eine Alukoffer. Ich finde da ist die Hauptidee vom Softgepäck abhandengekommen, denn die Hauptidee war es, dass ein Softgepäck leichter ist wie Alukoffern.

Wieviel Schweiz ist in ihren Produkten enthalten?
Im Produkt drin ist das Engineering aus der Schweiz. Die Produkte werden in China hergestellt. Das ist etwas, was wir auch hinterfragen. Als wir vor 15 Jahren angefangen haben, war China dabei sich zu öffnen, die Menschenrechtsituation hatte sich verbessert und auch ökologisch entwickelten sie sich stark. Jetzt 15 Jahre später müssen wir feststellen, die Menschenrechtssituation wird wieder schlechter, das Regime wird immer autokratischer. Ökologisch macht China jedoch immer noch grosse Fortschritte, das unterschätzen wir in Europa immer ein wenig. Aber grundsätzlich ist es uns nicht mehr gleich wohl, wie damals. Die Schwierigkeit ist, das Schweissen von Stoffen eine Technologie ist, die ausserhalb von China niemand anbietet. Das ist eine Technologie, die die Chinesen komplett in ihr Land geholt hatten. Das haben die gut gemacht, wie mit vielen anderen Technologien auch. Wenn ich jetzt überlege, was wären Länder, in welchen ich lieber produzieren würde, Vietnam, Thailand oder Indonesien zum Beispiel. Länder, die auf dem Demokratieindex immerhin hellgrün sind, während China von gelb zu orange gerutscht ist. Aber es gibt dort einfach keinen Hersteller, der Textil schweissen kann. Mit unserem eigenen Hersteller sprach ich schon darüber, ob er nicht ein Werk in einem dieser Länder eröffnen will. Seine Antwort war, dass dort die Zulieferketten fehlen und niemand produziert die Stoffe, die es braucht zum Schweissen. Das müsste dann wiederum aus China kommen. Es ist ein unheimlich schwieriges Thema, aber ich glaube im Moment ist gerade die ganze Welt aus den Fugen auch mit den Zöllen in den USA. Ich glaube da wird sich in den nächsten Jahren einiges verändern. Am liebsten würden wir in Europa produzieren, muss ich ganz offen zugeben. Es ist jedoch schlicht niemand da, der das kann. Was traurig ist, dass wir das in Europa nicht mehr können.




2 Kommentare

Han gar nid gwüsst dass Enduristan us dr Schweiz chunt👍
Ja das hat mich an der EICMA auch überrascht. Aber ich war froh als wir merkten, dass Stefano sogar aus der gelichen Ecke der Schweiz kommt, der austuasch ging viel einfacher ;).