Ich war nun wieder für zwei Wochen in der Schule. Das bedeutet ich fahre regelmässig Zug. Diese Zeit im Zug überbrücke ich mit Motorradpodcasts. Einer, den ich immer wieder gerne höre, ist der Podcast Pegasoreise. In diesem Podcast erzählen unterschiedliche Menschen von ihren Reisen mit Motorrädern. In der letzten Folge die ich hörte, erzählte Friedrich Schatz von seiner Reise durch Afrika. Was mein Interesse daran geweckt hatte, war sein Motorrad, ein Dieselmotorrad. Nachdem ich durch Instagram erfuhr das der Erbauer, Jochen Sommer, dieser Dieselmotorräder, seine Diplomarbeit in der Schweiz bei Egli(ein schweizer Motorradkonstrukteur) machte, wollte ich mehr rund um die Motorräder von Jochen Sommer wissen.
Die Bilder sind von Friedrich Schatz.
Was ich persönlich zuerst verstehen wollte: Was ist der Unterschied zwischen einem Benziner und einem Dieselmotorrad. Den grundsätzlichen Unterschied findet man bei der Verbrennung. Im Dieselmotor wird die Luft im Zylinder komprimiert, was zu einer hohen Temperatur führt. Wenn dann Diesel dazugeführt wird, entzündet dieser. Bei einem Benzinmotor wird das Benzinluftgemisch durch den Funken der Zündkerze gezündet. Da der Diesel nicht mit Luft vermischt wird, fallen zum Beispiel die Vergaser weg.
Links sieht man einen Benzinmotor und rechts einen Dieselmotor. Im Benzinmotor wird das Benzinluftgemisch durch die Kerze(oben mitte) gezündet. Beim Dieselmotor ensteht die Entzündung durch die Einspritzung(oben rechts) von Diesel.
Als ich mir diese Motorräder genauer anschaute, kamen in mir unterschiedliche Fragen auf. Um diese beantworten zu können, setzte ich mich mit Jochen Sommer in Verbindung und stellte ihm diese Fragen:
Wie entstand die Idee in die Royal Enfield einen neuen Dieselmotor einzubauen?
Die Idee hatten schon indische Werkstätten mit dem GREAVES 325 cc/6,5 PS Motor (Lombardini Lizens). Enfield hat das widerwillig ca. 1998 in die Produktion aufgenommen bis ca. 2022. Die Idee fand ich und Andere gut, 6,5 PS ist aber halt sehr mühsam. Die Grundidee eines beliebigen Motors, der geometrisch hineinpaßt ist bei Enfield gegeben, da das Motorrad auf Grund der frühen Englischen Entwicklung eben noch ein separates Getriebe hat. Man kann also vor das Getriebe alles reinbauen, was paßt. In der Nachkriegsära wurde dieses Konzept nicht mehr oft verwendet, nur Harley Guzzi, BMW ist dem Konzept mit zwei Gehäusen treu geblieben.
Wieviel vom neuen Motor war bestehend und wieviel ist von Ihnen?
HATZ suchte neue Abnehmer für Motoren, da die Baubranche um 2000 in der Krise steckte. Daher kam der Kontakt. Ich baute einen Prototyp aus eine Enfield 500 mit HATZ 1B40 Motor. Die erste Version hatte dazu ca. sieben Bauteile von mir, damit es funktionierte. Zwei Motorhalter, Krümmer etc.
Wieso ist der Dieselmotor so sperrig?
Es ist halt ein Universalmotor. Kauft man in der Welt Motoren ein, so muß man nehmen, was angeboten wird. Ab ca. 1000 Motoren Abnahme pro Jahr bekommt man Mitspracherecht, ab 10.000 Motoren gibt es evt. einen eigenen Motor. Originalton HATZ Entwicklung: „Falls Sie daran denken einen eigenen Einzylindermotor zu entwickeln, so denke Sie daran, dass allein die Gußformen für den 1B40 2 Millionen EUR gekostet haben.“
Dieser Motor ist ja sehr sparsam, wieso gab es nicht mehr davon in Europa? Es fahren ja weniger sparsame Motorräder mit genau gleich wenig Leistung rum.
Schauen wir zusammen auf die Autobahn oder auf die PW-/Motorradverkausstatistiken. Hat man den Eindruck, dass sich in Europa jemand ernsthaft über Energiesparen Gedanken macht? Dazu die neuen Versionen, TESLA 200 -400 PS etc.. Leistung ist immer noch führend.
Dies interessiert mich als Schweizer, wie kam es, dass du deine Diplomarbeit bei Egli gemacht hast?
Ich kannte Fritz Egli ab ca. 1987. Ich habe bei Ihm zweimal auf der Automesse mitgeholfen (Import Tiffany hat er ein paar Jahre gemacht) und anderes. Mich hat immer fasziniert, dass er alles selbst gemacht hat, also wenig Standardteile gekauft hat und montiert. Das gibt einfach meist eine stimmigere Linie. Auch die Haltung, dass man etwas kritisiert/ändert, obwohl HONDA oder KAWASAKI draufsteht, hat mich charakterlich immer beeindruckt. Also eine gewisse Schweizer Unbeugsamkeit. Das hat mir immer gefallen. (Meine Urgroßmutter stammt aus dem Glarus…vielleicht daher.) Fritz und ich hatten immer sehr viel Spaß zusammen, er kann wahnsinnig Humor zeigen. Leider auch manchmal genauso viel Verbissenheit.
Brauchte das Dieselmotorrad eine spezielle Abgasanlage?
Nein, ausser es ginge um Abgasnachbehandlung. Das Kapitel habe ich aber nie begonnen.
Wie viele der Dieselmotorräder haben Sie verkauft?
Ca 750 Stück. Mit Umbau gebrauchter Enfields eingerechnet. Ca. 400 Stück haben meinen Rahmen, ca. 350 Stück einen Enfield Rahmen.
Die Bilder sind von der Sommer Manufaktur.
Zum Schluss möchte ich noch auf die technischen Daten eingehen. Die Website von Jochen Sommer www.motorradmanufaktur.de ist voll mit Information rund um das Dieselmotorrad. Der Motor HATZ 1B50 ist ein 4Takt-Einzylindermotor. Er wird zum einen durch den Fahrtwind und zum anderen durch ein Gebläse das auf das Schwungrad blässt, gekühlt. Das Motorrad wird mit einer Trommelbremse, hinten, und einer Scheibenbremse, vorne, gebremst. Das Getriebe hat 4 Gänge und wird nicht wie üblich links, sondern rechts geschaltet. Der Motor beinhaltet folgende technische Daten:
Bezeichnung | Wert |
---|---|
Bohrung & Hub | 93x76mm |
Hubraum | 516cm3 |
Verdichtung | 20,5 : 1 |
Leistung max. | 8.5kW bei 3500U/min |
Drehmoment max. | 27.5Nm bei 2000U/min |
Leergewicht ohne Kraftstoff | 165 kg |
Zul. Gesamtgewicht | 350 kg |
Tankinhalt | 13.5l |
Leerlaufdrehzahl | 1000U/min |
Verbrauch | 2 bis 2.5l/100km |
Höchstgeschwindigkeit | 99 km/h |
Reichweite bei einer Tankfüllung | mind. 500km |
So das war mein beitrag zum Dieselmotorrad das in der Sommermanufactur hergestellt wurde und immer noch repariert wird. Zur Reise von Friedrich Schatz erfährt ihr in einem weitren Beitrag mehr.
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