Vorab, dieser Beitrag ist nicht gesponsert, das ist meine frei leicht emotionale,Meinung, über die XSR 700, ihr Name ist übrigens Valentina.
Unsere gemeinsame Reise begann am 3. August 2018. Die Vorfreude war gross, die Unsicherheit jedoch auch, schaffen wir beide das zusammen? Schafft es Valentina ohne Panne? Schaffe ich es ohne Sturz? Wird sie mir irgendwann auf den Wecker gehen?
Das ganze Gepäck verstaute ich in den Seitentaschen LC2 von Legend Gear, mit je einem Volumen von 13.5l. Dieses kann jedoch mit ein paar Kabelbindern etwas erweitert werden. Zusätzlich kam noch eine 30l Gepäckrolle quer über den Soziussitz. Auf der Gepäckrolle wurde mit einem weiteren Sicherheitsnetz ein Benzinkanister montiert. Es wurde mir gesagt den brauchst du unbedingt für ans Nordkapp. Blödsinn, 50km vor dem Nordkapp hat es sogar noch eine Tankstelle.
Dazu noch eine kleine Geschichte. Ich bin hoch ans Nordkapp habe den Kanister irgendwo in Südschweden gekauft und auch da aufgefüllt. So fuhr ich diese 5 Liter 95er Benzin durch ganz Schweden hoch und durch halb Norwegen wieder runter. Als ich dann bei einem Bekannten, wieder in Südschweden, auf dem Camping übernachtete schenkte ich ihm den Kanister mit dem immer noch gleichen 95er Benzin aus Südschweden. Ein Tag danach startete ich zu einem Tagesausflug, ich wollte noch ein paar Motocrossstrecken besichtigen. Unterwegs fuhr ich fröhlich, gedanklich abschweifend, singend durch Wälder, an unzähligen Seen vorbei. Aus reiner Gewohnheit schaute ich dann doch mal auf die Tankanzeige, sie blinkte, ganz nervös. Scheisse, verdammte Scheisse. Schnell musste ich Heinz Günther, mein Navi, die nächste Tankstelle suchen lassen. So zuverlässig wie er war, fand er auch bald eine. Und los giengs. Und wie es kommen musste rollte ich dann auch mit dem letzten Tropfen Benzin auf diese Tankstelle. Was will ich damit sagen? Bist du nicht zu doof, brauchst du keinen Kanister wenn du ans Nordkapp willst. Die XSR kommt mit einer vollen Tankfüllung, egal wie durchgeknallt du fährst, sicher auf 200 km, ich hab das eine Mal auch 250 km geschafft. Was jedoch für den Blutdruck nicht soo gesund war, denn ich wusste nicht wie lange Valentina dies noch mitmachen würde.
Die Tour begann mit einem Autobahnmarathon durch Deutschland. Ein härtetest für Motorrad und Pilot. Mit Toten Hosen und die Ärzte in den Ohren war das Gemüt ruhig gestellt. Der Durst war meist da, bevor der Arsch zu schmerzen begann. Der Sitz ist sehr bequem und lässt unzählige Sitzmöglichkeiten zu. Ich bin in der Schweiz aufgewachsen und freute mich unglaublich auf die deutsche Autobahn. Zu früh gefreut, ohne Windschild, mit Gepäck ist nix mit neuem persönlichen Geschwindigkeitsrekord. Auf Dauer war es am angenehmsten irgendwo zwischen 110 und 120 km/h.
In Schweden angekommen fing es an zu regnen und es sollte so schnell nicht mehr aufhören. Immer wieder, mal wenig mal richtig viel. Valentina hatte vorne wie hinten den Pirelli Phantom drauf. Diese Reifen hielten immer, egal ob es kalt oder warm, nass oder trocken war. Sogar in nicht alltäglichem Gelände, fühlte ich mich „wohl“.
Eine weitere Anekdote dazu, die mich und Valentina ein weiteres Mal zusammengeschweisst hat; Ich war gerade irgendwo in Nordschweden, gefühlt bald in Finnland. Plötzlich war die Strasse aufgerissen und es war nur noch ein steiniger Weg. Da es wieder einmal richtig stark regnete, beschloss ich zu wenden und einen anderen Weg zu suchen. Heinz Günther war nicht ganz einverstanden aber gab dann irgendwann nach. Es sah alles super aus. Dann kam ein Schild Achtung Streusplitt, ok kenne ich, kein Problem. Dann kam ein weitere Schild, Achtung Bodenwellen. Auch kein Problem ich fahre in folge des Regens ja sowie langsamer. Was passiert wenn man diese Schilder kombineirt? Ja genau, die Strasse war wieder offen und ich fand noch viel grössere Steine und Brocken vor. Jetzt gab es nur noch eins, Beine raus, Blick nach vorne und den Gashan etwas drosseln. Trotz starkem Regen und Endurostrasse, kam ich mit den Strassenreifen durch. Die leichte und wendige Valentina meisterte diese Aufgabe mit Bravour. Ich muss zugeben: Ich hatte Schiss in den Hosen aber als es durch war, hatte ich auch einen riesen Stolz.
Durch Skandinavien gab es keinen Tag an dem ich die Regenklamotten nicht angezogen hatte. Dies änderte sich ab Frankreich. Das Wetter wurde super schön und warm. So freute ich mich jeweils auf das abendliche Baden im Ärmelkanal, Altlantik oder im Mittelmeer. Die Reifen hielten nun noch besser und ich konnte mit dem Fussrasterschleifen beginnen. Sogar mit Gepäck hatte ich eine riesen Freude. Diese Freude nahm dann ihren Höhenpunkt in Sardinien. Diese Insel ist für Motorräder gemacht. Von Freunden bekam ich den Tipp, dass ich unbedingt die SS125 fahren soll, was ich auch tat. Alter Verwalter, so schön - das glaubt man nur wenn man es gesehen hat. Unendlich viele Kurven, unendlich lang den Berg hoch, mit undendlich geilem Panroma mit Meerblick. Im zweiten und dritten Gang jagte ich Valentina den Berg hoch, im oberen Drehzahlbereich wird der Klang dann richtig männlich. Kurve für Kurve ein wahrer Genuss und dass mit Gepäck, kein Rutscher, nichts. Ich fühlte mich wie John Mc Guiness auf der Isle of Man. Valentian fühlte sich in den Kurven richtig gut an, das Vertrauen war von Anfang an da. Trotz dem einfachen Handling wurde es mir mit Valentian nie langweilig, auch nicht nach drei Monaten.
Nach 19 000 km und drei Monaten bin ich und Valentina ohne grössere Schäden wieder Zuhause angekommen. Was ich unterwegs für Valentina gemacht hatte? Ich hab nach 10000 km den Hinterreifen gewechselt und einen Ölwechsel gemacht. Zusätzlich habe ich die Kette regelmässig geschmiert und den Tank mit Benzin gefüllt. Nach 10000 gemeinsamen Kilometern gab es sogar 98er Benzin. Der Vorderreifen hatte nach der Tour knappe 20000 km drauf, zugegeben in der Schweiz hätte man damit nicht mehr all zu weit fahren dürfen. Im Service, den ich nach
der Tour machen liess, wurden keine weiteren Mängel gefunden.
Negatives? Der Display sollte vom Lenker aus bedienbar sein. Das Fahrwerk ist sehr schwammig. Als ich vor der Reise noch in der Schweiz mit XSR 700 rumgefahren bin, war mir das Fahrwerk schon zu schwammig, also habe ich es mir härter einstellen lassen. Gleichwohl hatte ich teilweise noch Mühe damit. Zum Beispiel auf nicht ganz sauberen Strassen, mit Schlaglöchern oder mit diesen dämlichen künstlichen Bodenwellen, die da wären damit man langsamer fahren sollte. Ok, bei den künstlichen Bodenwellen lag es sehr wahrscheinlich am Pilot. Natürlich war das Gepäck auch etwas schuldig.
Im grossen und ganzen bin ich mit diesem Motorrad sehr zufreiden und sie kotzt mich auch heute nicht an und macht mir regelmässig unglaublich Freude. Kurz eine Freundschaft für die Ewigkeit.
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